Auf nach De Hoop

Veröffentlicht am 16. Oktober 2024 um 09:15

"Ich will hier nicht weg, lass uns bleiben", waren Uschis Worte am Morgen. Die Unterkunft "Vermont Lofts" war schon der Hammer, topp gepflegt, luxuriös und mit einem fantastischem Blick auf das Meer. Doch wir mussten weiter. Oma Uschi ging es glücklicherweise ganz langsam besser.

Wir machten uns noch ein Frühstück und der Opa verstaute alle Koffer, Taschen und Tüten im Auto. Wir hatten großzügig eingekauft, da die nächsten Tage Selbstversorgung angesagt war.

Das Navi blieb aus, Opa kannte den Weg bis zur südlichsten Ortschaft L'Agulhas. In etwa zwei Stunden Fahrzeit durch fast menschenleere Felder und Buschlandschaften kamen wir am südlichsten Zipfel des gesamten afrikanischen Kontinents an. Am Leuchtturm, dem südlichsten Leuchtturm Südafrkas, befand sich eine Großbaustelle. Diese Sehenswürdigkeit war somit gesperrt.

Ihr merkt, hier ist alles der/die/das südlichste des Kontinent - the southernmost part of South Africa.

Wir fuhren durch die wahrscheinlich südlichste Baustelle der Welt ;-) durch und dann nochmal zwei Kilometer weiter bis zu einem Schiffswrack. Der Opa war gespannt, was davon noch übrig geblieben ist. Im Jahr 1987 war die Meisho Maru hier auf Grund gelaufen. Die Besatzung des Tunfischfrachters konnte sich retten, das Schiff wurde für immer zurück gelassen. Im Laufe der Zeit zerbrach es und nur noch der Bug war zu sehen. Bald ist es ganz weg.

Dann fuhren wir ein Stück zurück zum geografisch südlichsten Punkt, um dort das obligatorische "Ich war hier" - Foto zu schießen. Manche behaupten, der südlichste Punkt sei am Kap der Guten Hoffnung bei Kapstadt. Schaut man sich das aber auf der Karte an sieht man eindeutig, dass der Punkt genau hier ist.

Umstritten ist noch, ob hier wirklich der Indische und der Atlantische Ozean aufeinander treffen. Tatsache ist, dass das Wasser wärmer wird, je weiter man zum Beispiel in Richung Durban fährt.

In einem Fischlokal machten wir unsere Mittagspause um danach das letzte Teilstück mit etwa 100 Kilometern zu fahren. Davon führten etwa 40 Kilometer unbefestigte Straße in das Naturreservat De Hoop. Hier mussten wir uns bei einem Ranger anmelden und bekamen ein freistehendes Cottage, welches nicht eingezäunt war. Wir waren also mitten im Park und wurden gelegentlich durch die freilebenden Tiere besucht. Es sind Wildtiere, nicht zahm oder zutraulich. Das sind Zebras, Strauße, Eland Antilopen, Bunte Böcke und viele mehr. Sie halten Abstand ein und grasen in direkter Nachbarschaft.

Unser kleines Häuschen verbindet etwas Luxus mit der schönen Natur. Wir hatten zwei Nächte gebucht um einen Tag auf Fotopirsch zu gehen. Noah bekam zwei Bätter, auf denen die hier lebenden Tiere abgebildet waren und er wird jede Sichtung dokumentieren müssen.

Ein leckeres Abendessen mit einem Straußensteak für Opa rundete den extrem windigen Tag ab. Unser kleiner Noah ist ein ausgesprochen kontaktfreudiges, kleines Menschlein. Und so freundete er sich mit einem jungen Kellner in dem Restaurant an. Die Südafrikaner sind mehr als kinderfreundlich und so hat er Noah sofort in sein Herz geschlossen. Er rannte los und suchte nach Buntstiften und einem Bild zum Ausmalen zurück. Fündig geworden kam er freudestrahlend zurück und Noah beschäftigte sich mit dem Bild. Als er fertig war, lief er zurück zu dem Kellner. Er wollte ihm das Bild schenken. Dieser kam zu uns an den Tisch, weil er nicht verstand was Noah vom ihm wollte. Wir erklärten ihm, dass er ihm das Bild schenken möchte. Sichtlich berührt freute der junge Kellner sich und bat uns, Noah zu sagen, dass er das Bild in seinem Zimmer aufhängen würde an einer Stelle wo er morgens direkt draufschaut, wenn er wach wird...Als wir gingen verabschiedete er sich von uns mit den Worten "What a sweet little boy." Wenn der wüsste....

Nachtrag Yvonne: Der De Hoop Nationalpark ist zurecht Unesco-Welterbe. 34.000 Hektar nichts als Natur. Kein Haus, kein Auto, kein Geräusch (bis auf die wenigen Menschlein/Touristen), Nachts kein Licht (etwas was mich in Deutschland wirklich stört-Taghell in der Nacht-Lichtverschmutzung). Diese Weite, die man bei uns nirgends finden kann. Ein Strauß im Garten. Das sind Dinge die die Seele weit werden lassen. Ich könnte auch 3 Wochen nur in so einer Umgebung verbringen (oder auch in Kirstenbosh Garden), es erinnert mich an eine Lebensweise die ich vorziehe :).

Seltsam war für mich mal wieder die Situation begeistert Strauße zu beobachten, zu fotografieren; um sie danach im Sterne restaurant auf dem Teller zu finden.

Städte die komplett auf das Wal-Event aufgebaut sind; ein Sucher ständig ein Signal gibt; damit alle alles stehen und liegen lassen, um an die Küste zu rennen; um danach ein anderes süßes Tier auf den Teller zu legen? Ich weiß, es will keiner hören...ich finde das weder fair noch logisch :).

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Arthur
Vor 2 Monate

Wirklich eine wundervoll Reise, die ihr Lieben dort macht ♡ Ich mag deinen Nachtrag sehr, liebe Yvonne. Vor Allem deine Erinnerung an das Bewusstsein den Tieren gegenüber ♡♡♡ Hiermit möchte ich es auch nochmal unterstreichen. Solch' eine Begeisterung und Liebe für die Tiere sollte nicht plötzlich am Teller stoppen. Es ist, als wenn man sein Bewusstsein wie ein Kleidungsstück wechselt. Und das kann man überall beobachten, auch in anderen Lebensbereichen.

"Die Eltern gehen mit den Kids in den Zoo, erfreuen sich an den Tieren und danach gibt es dann Lamm- oder Hähnchen-Döner für Alle, mit Pommes!"

"Die Menschen wünschen sich Frieden weltweit.. ,dass es keine Kriege mehr gibt, zwischen den Nationen und doch führen sie täglich Krieg gegen Tiere. Messer und Gabel sind Massenvernichtungswaffen, schlimmer als eine Atombombe".

Und jetzt denke ich mir grade, ob ich es so abschicken sollte.. Ist es zu krass? Eigentlich entspricht es leider der bitteren Wahrheit.

Ich möchte hiermit niemanden verurteilen, lediglich erinnern, dass wir immer weiter an unserem Bewusstsein "arbeiten" können und solche Erinnerungen können helfen uns zu erweitern, zu befreien und unser Herz weiter auszudehnen.

Alles Liebe und noch eine schöne Zeit euch :)
Arthur

yvonne
Vor 2 Monate

@Arthur
Genau..ein Philosoph sagte einmal.."am Ende eines Bewusstseins steht der Beginn eines Zoos/Reservats"...;) oder so.
Man muss sehr Ambiguitätstolerant sein auf diesem Planeten.