Die Rückreise und ein gemeinsames Fazit

Veröffentlicht am 26. Oktober 2024 um 19:35

Nach einem letzten Frühstück wurden wir herzlich verabschiedet. Walter gab uns noch einen Tip im Tip. Wir sollten ja die Autobahn meiden und lieber über Land fahren. Das war ja auch bereits beschlossen. Hier empfahl er noch eine Abzweigung zu nehmen, die uns durch eine Weinregion mit toller Landschaft bringen sollte. Darauf ließ sich der Opa gern ein, die Zeitreserven waren groß genug.

Die Route 60 war auch schnell erreicht, die Abzweigung gut zu erkennen. Leider war die Straße nach etwa drei Kilometer komplett gesperrt. Also einmal wenden und über die R 60 weiter bis nach Kapstadt.

Die Strecke endete an der Autobahn N1, die auch störungsfrei zu fahren war und durch eine tolle Bergwelt führte.

Am Airport gaben wir unseren treuen Enzokuhle mit einer Träne im Auge ab. Das war ein toller Tourbus. Der Rest war wie immer: Gepäck aufgegeben, etwas Essen, Sicherheitskontrolle und Powerschopping, um nicht zu viele Südafrikanische Rand mit nach Hause zu nehmen. Der Flug ging über Nacht und dauerte fast 12 Stunden. Diesmal konnten wir alle etwas Schlaf finden. Mit der Fahrt nach Kapstadt, dem Einchecken, dem Flug und der Fahrt nach Hause waren wir 25 Stunden unterwegs.

 

Und jetzt folgt eine kleine individuelle Rückschau auf unsere Reise. Jeder gibt jetzt seine Eindrücke und ein persönliches Fazit ab.

Yvonnes (halbernstes)Fazit:

Die ersten Tage fühlt man sich in dieser neuen Welt, wie bei einem Besuch in de Efteling (dieser Effekt trat noch an einigen anderen Stellen auf). Tiere, Pflanzen, Geräusche, Kulissen, Menschen und ihre Traditionen- alles anders. Das war die andere Art von Jetlag. Danach konnte man sich konzentrieren auf all die Eindrücke. 

Fazit- Der Straßenverkehr wird für immer ein undurchschaubares Labyrinth bleiben, vom Linksverkehr, über Ampelschaltungen welche (für mich) keiner Logik unterliegen, Vehikel welche keine sind (Menschen ziehen Badewannen als Transportmittel hinter sich her), über Ladungen von Menschen/Tieren/Gegenständen auf allen Flächen, die mich staunen lassen. Ganz zu schweigen von den drohenden Affen/ Gazellen/ Schildkröten/ Pinguinen und Geröll, welche an unbefestigten (zum Teil sehr hohen Straßen) warten. Ich bin sehr dankbar, dass ich unseren Enzo nicht fahren muss, er ohnehin durch unsere Expedition mindestens einen Wertverlust von 40% erlitt xD.

Das Essen war in sehr vielen wunderschönen Locations gut, preiswert und meist vegantauglich. Der Service war durch die Bank super, da können wir uns etwas abschauen. In den Supermärkten hingegen war es sehr schwierig für mich. Im Land des Braai (Anm. vom Opa: Braai ist eine Lebenseinstellung in Südafrika. Wir würden Grillen sagen. Es wird aber intensiver gelebt und auf den Grill kommt alles, was man jagen oder züchten kann) scheint meine Lebensweise wohl sehr verrückt.

Die Natur war atemberaubend und mit nichts was ich kannte vergleichbar. Auch wenn wir bei unserer Rundweise ca 50 verschiedene Klimazonen durchlebt haben, gab es überall sehr verschiedene Naturwunder zu sehen, welche mich immer begleiten werden. 

Die Locations waren bis auf eine, alle nicht nur erstklassig in ihrer Ausstattung, sondern auch sehr herzlich geführt. Vielen Dank an dieser Stelle an alle lieben Menschen denen wir begegnen durften und die uns so herzlich mit allem zur Seite standen. Ihr macht den Urlaub mit zu einem Erlebnis. Mein lieber Opa hat sich selbst übertroffen bei der Auswahl.

Die Menschen habe ich durchweg mit einer anderen Mentalität erlebt. Von der singenden Klofrau, über den tanzenden Verkehrseinsweiser, tanzende Servicemitarbeiter und Menschen auf der Straße. Sehr zuvorkommende, hilfsbereite entspannte Menschen. Dies führt mich zu dem 'Ubuntu ' mit dem ich herkam. 

Ubuntu ist weit mehr, als das was wir unter 'gemeinsam' verstehen. Es ist ein aus dem Inneren kommendes Gefühl sich selbst als Teil des Ganzen zu sehen und der Wunsch dieses Ganze für alle besser zu machen. Den Moment, den man gerade lebt, nicht proforma abzuhaken mit antrainierten Verhaltensweisen 'weil man es halt so tut, sondern aus einer inneren Überzeugung heraus der durchaus sehr viel authentische Wärme entspringt.

Das war im Township am deutlichsten zu spüren, auch diese Erfahrung wird mich ein Leben lang begleiten. Ich hoffe ich kann dort weiterhin helfen. Danke Jörg für deinen wunderbaren Einsatz. Dieses Ubuntu sollte man bei uns als Unterrichtsfach entwickeln. Ich werde nun auch, nach langwierigen Verhandlungen, endlich ein Telefonat mit der Schule führen können:)

(Anm. Vom Opa: wir waren auch auf der Suche nach einer südafrikanischen Schule, mit der Yves Schule eine Art Kooperation/ Patenschaft gründen kann).

African Time und Mentalität ist eben für deutsche Verhältnisse trotzdem schwer greifbar.

Funfacts:

Das Internet ist tatsächlich besser und flächendeckender ausgestattet als in Deutschland.

In Südafrika hat man ganztägig die Lampen an, zumindest die der Straße.

Weihnachten findet bei 25-30 Grad statt.

Buy a donkey hat nichts mit Eseln zu tun.

Es gibt sehr ausgefallene Souvenirs (vielleicht kann Opa 2 davon in den Blog stellen).

Je nach Wetter sind Berge mal da, mal weg und mal in anderen Farben zu sehen.

Man hat bei sehr vielen Tiergattungen das Gefühl, dass sie einen entweder auslachen oder anschreien.

Unterwäsche gibt man in Sexshops ab.;)

Wenn man Einheimische fragt, ob sie den Weg kennen, kennen sie ihn oder sie helfen einem so lange bis das gesamte Dorf noch verwirrter ist als vorher.-Ubuntu

12 Stunden Lufthansa sind eine Vorüberlegungen wert.

Ich bin froh wenn ich die ganzen sozialen Medien nicht mehr bedienen muss, mein ausgesprochenes Beileid an alle Influencer und Affiliates. XD

Zu guter Letzt möchte ich von Herzen meinen lieben Eltern und vor allem dem besten Tourguide nördlich von Rheurdt danken. Danke, dass ihr das alles für uns möglich gemacht habt, und alles mit so viel Liebe und Detailgenauigkeit geplant habt. Diese einmaligen Erfahrungen werden auch Noah im Gedächtnis bleiben. Nun ruhen wir uns erstmal aus und werden unsere 3-Wochen Erkältung los. Mutti du bist so tapfer!

Danke an alle Leser und Unterstützer meines Projektes, es war toll etwas tun zu können.

Oma Uschi:

Meine Familie um mich zu haben, die allerwichtigsten Menschen in meinem Leben, ist für mich immer das Aller schönste. Sie mit dem Afrikavirus zu infizieren und all die Wunder und Schönheit dieses Landes zu vermitteln, war ein Herzenswunsch. Leider jedoch war ich nicht gesund als wir gestartet sind und mein Zustand verschlechterte sich, so dass ich nicht alle Aktivitäten mitmachen konnte. Aber fast alles hatte ich schon einmal gemacht. Für Lotti und Noah war das alles neu und es berührte mich, hnen beim Staunen zuzuschauen.

Sehr besonders war der Besuch im Township Langa. Das war auch für Acor und mich neu und hat meine Welt nachhaltig verändert.

Es war meine dritte Afrikareise und es war interessant zu sehen was sich alles verändert hat...vieles hat die Coronazeit nicht überlebt. Dennoch sind die Menschen lebensfroh, freundlich und herzlich. Daran hat sich nichts geändert. Der Zauber Afrikas wohnt in der Herzen der Menschen.

Ein riesiges Dankeschön gilt meinem Herzensmenschen, der das alles überhaupt erst möglich gemacht hat und auf dessen Schultern die gesamte Verantwortung lag. Danke mein Schatz für deine Mühe und die Freude, die du uns damit gemacht hast.  Und danke auch an alle, die unsere Zeilen gelesen und uns auf diese Weise begleitet haben. Eure Begeisterung hat uns getragen.

Noah:

Ich mochte, dass ich jeden Tag Pizza ohne Käse und Burger essen konnte. Aber es ist sehr traurig, dass die Kinder im Township nichts zu essen haben. Ich mochte auch den Baumwipfelpfad in Kirstenbosch und die Hängebrücke über dem Meer. Die Paula, die Springboecke und Giraffen finde ich toll. Ich werde vermissen: den Charlie und die Zipline.

Opa Acor:

Eine große Verantwortung überschattete diese Tour für mich. Geplant war diese Rundfahrt mit Uschi und mich als Fahrer. Uschi kannte bereits so viel, dass wir uns wunderbar ergänzt hätten. Sie hatte leider wenig gute Tage. Anscheinend ist eine Lungenentzündung vom Mai immer noch nicht auskuriert. Wir alle waren in Sorge.

Zwischendrin kam auch die Frage auf, was wäre wenn. Also wenn der Opa auch ausfallen würde. Das ist glücklicher Weise nicht passiert. Es gab sogar einmal die Überlegung tatsächlich abzubrechen. Doch dann kam Uschi wieder in eine bessere Phase und schonte sich weiter. Von morgens bis abends war ich der Reiseleiter. Es war mir oft leicht gefallen, denn nach Südafrika zu kommen war für mich wie nach Hause zu kommen. Aber am Ende war ich doch müde.

Große Freude bereitet hatte mir, dass Yve dieses tolle Land mit solcher Faszination aufgesaugt hat. Ihre Begeisterung und der Umstand, auch für Noah neue Impressionen in seinem noch jungen Leben zu verschaffen, waren unser Antrieb. Das lohnte alle Mühen.

Es hat sich viel verändertert im Land dieser Regenbogennation. Liebgewonnene Gästehäuser und Lodges gab es nicht mehr. Neue kamen hinzu. Und bis auf eine Ausnahme hatte ich ein gutes Händchen bei der Auswahl gehabt. Ich freue mich darauf, bald meine Bewertungen schreiben zu können. Danke besonders an Sabine, Stefan, Katrin und Walter. Ihr wart tolle Gastgeber. 

Viel verändert hat sich auch an den Hotspots des Landes. Insbesondere um Kapstadt waren mir zu viele aggressive Parkplatzwächter an Werk. Füher war es ein freundliches Miteinander. Man stellte sein Auto ab. Jemand kam und stellte sich vor und beteuerte, er würde auf den Wagen acht geben. Am Ende gab man ein paar Rand und bei heißem Wetter auch noch eine frische kalte Flasche Wasser. Alle gingen freundlich miteinander um. Heute kam es mir ähnlich vor wie in Ägypten, wo Touristen aggressiv angebettelt werden. Touristen werden an solchen Stellen als lohnende Geldquelle gesehen. Das wird den Tourismus dort in Verruf bringen, wenn niemand gegen steuert.

Dann war vieles nicht erreichbar. Viele Baustellen blockierten unsere Möglichkeiten. Das muss man positiv sehen, es wird was bewegt. Es tut sich was und bald ist Hauptsaison und dann ist bestimmt alles besser.

Ich habe die Fahrten über Land genossen. Insbesondere die Passstraßen, auch die unbefestigten :⁠-⁠) Und die tolle Küche. Auch wenn Yve mir schon vor Augen führte, wie "seltsam" es ist als Natur- und Tierfotograf auch noch diese Tiere auf dem Teller haben zu wollen. Im Grunde hat sie ja Recht und beide Seiten haben da so ihre Argumentation.

Noah hat die Küche dort auch genossen, teilte mit seinem Opa die Boerewors. Eine Grillwurst der besonderen Art. Ein Kompliment an meine Stieftochter, sie lebt ihm die vegane Küche vor, besteht aber nicht darauf, dass er das 1:1 übernimmt. Ab sofort wünscht Noah sich, einmal in der Woche mit dem Opa Bratwurst zu essen. Ich denke, die vegane Ernährung wird sich weiter entwickeln. Wir Älteren hinken noch nach, das wird die Zeit regeln.

Nun sind wir wieder am Stück zu Hause angekommen und werden noch lange von dieser Zeit zehren.

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Kommentare

Daniela Leonhards
Vor 2 Monate

Ihr Lieben, ich möchte Euch ganz herzlich dafür danken, dass Ihr mich an Eurer wunderbaren Reise habt teilnehmen lassen. Und nicht nur an der Reise sondern auch an Euren Gefühlen. Dieses Land übt für Euch eine ganz besondere Faszination aus, die Ihr mir mit Euren interessanten und auch humorvollen Berichten sehr nahe bringen konntet. Habt vielen lieben Dank dafür, dass ich in diese Welt mit eintauchen durfte. Kommt gut nach Hause Ihr Abenteurer und auf bald.

Daniela Leonhards
Vor 2 Monate

P.S. Danke auch von Christian...er moniert gerade seine "Nichtnennung" ;0))))))))))))

Konny
Vor 2 Monate

Hallo, ein tolle Reise, super erzählt und super Fotos. Da kommt direkt Fernweh und die Lust auf einen Besuch in Afrika auf.
Liebe Grüße an euch alle von Micha und Konny

Marita Wieschermann
Vor 2 Monate

Guten Morgen, schön, dass ihr heile zu Hause angekommen seid und euch jetzt erst einmal ausruhen konntet. Leider gibt es jetzt keine morgendliche Südafrikabase mehr. Für mich persönlich war es mehr als ein Reisebericht. Und ich habe persönlich ein "Deja Vu" erlebt, bei Eurer Beschreibung von Lebenseinstellungen, dem Faktor Zeit und Herzlichkeit und Lebendigkeit und, was wirklich wertvoll ist im Leben!
Der Papa meines Kindes ist Togolese. Ich habe diesen Kontinent leider noch nie betreten. Aber es kamen jede Menge Erinnerungen hoch, was es bedeutet, ein Fremder in einem fremden Land zu sein.
Übrigens sind wir das alle, sobald wir das Eigene verlassen.
Ich behalte auch für ewig das Positive in Erinnerung. Wertigkeiten und Herzlichkeiten und diese unverfälschte Lebendigkeit, die uns in unserer Leistungsgesellschaft anscheinend verloren gegangen sind.
Der Vater meines Kindes und ich sind in dieser Gesellschaft gescheitert.
Frei von allem Rassismus und Größenwahn, gepaart mit einer Selbstherrlichkeit, dass uns anscheinend in die Wiege gelegt wurde, und bürokratischen Hürden, die verzweifeln lassen, hätten wir es vll hinbekommen.
Aber selbst ich habe viele Hürden nicht überwunden. Und doch, wir haben keine Feindschaft entstehen lassen und haben ein großartiges Kind.
Die Naturschönheiten war das eine, Eure persönlichen Erlebnisse das andere und Eure Aufrichtigkeit das Besondere.
Danke dafür.

Walter
Vor 2 Monate

So viele schöne Erinnerungen und Erfahrungen. Erinnert mich an unsere ersten paar Jahre im Land wo wir so oft wie möglich gereist sind um das Land zu sehen, verstehen und kennen zu lernen. Wir glaubten ja nur 3 Jahre hier zu bleiben.
Auch das reisen und Erlebnisse mit dem Opa. Habe da auch viel Glück und Spaß gehabt mit meinen Opas. So toll für Noah.
Ich wünsche euch noch viele gemeinsame Erlebnisse und Abenteuer.
Grüße aus Swellendam
Walter